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Schuldenfalle Klarna Wenn wenige Klicks zu vielen Mahnbriefen führen
15.04.2023, 18:46 Uhr 
Von Julian Dörr
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Der Griff in die Brieftasche – bei Online-Einläufen allgegenwärtig.

Anbieter wie Klarna ermöglichen es, online einzukaufen, ohne das nötige Geld zu haben. Saskia L. hat am Ende 34.000 Euro Schulden. Warum ist das so einfach?


Angefangen hat alles mit einer Schrankwand. 500 Euro kostet das große Möbelstück, was viel Geld für eine Einzelhandelskauffrau in Ausbildung ist, die im zweiten Lehrjahr rund 750 Euro brutto verdient. Saskia L. ist damals 18 Jahre alt und gerade von zu Hause ausgezogen. Ihre erste eigene Wohnung. Die möchte sie einrichten. Nur: „Das Geld war nicht da“, sagt Saskia.
Dafür Klarna.


Mit dem Zahlungsdienst Klarna kann Saskia auf Raten kaufen, was sie sich nicht leisten kann. Das Geld wird sie in den nächsten Monaten schon haben, denkt sie. Wird sie nicht.
Mehrmals kann Saskia ihre Zahlungen gegen kleine Gebühren aufschieben. Eine Woche, noch eine Woche, Klarna macht es möglich. Und so kauft Saskia L. weiter ein: Wohngegenstände, Kleidung, Schuhe. „Es ist irgendwann so ausgeartet“, sagt sie, „dass ich in eine Kaufsucht geraten bin. Ich hatte keinen Überblick mehr, wo noch wie viel offen ist.“ Am Ende wird sie 34.000 Euro Schulden haben.
Immer mehr junge Erwachsene nutzen für ihre Online-Einkäufe Zahlungsdienstleister wie Klarna, Paypal, Ratepay oder Afterpay. Mit deren Hilfe lässt sich so leicht zahlen wie noch nie. Und ebenso leicht Schulden machen. Denn mit diesen sogenannten „Buy Now, Pay Later“(BNPL)-Anbietern ist es nicht nur möglich, Zahlungen um einen Monat nach dem Kauf zu verschieben, sondern auch Ratenzahlungen zu vereinbaren, also einen Mini-Kredit aufzunehmen. Früher brauchte man dafür eine Kreditkarte, heute gibt es Klarna.


Leere Konten der Generation Z
In der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ aus dem vergangenen Oktober stellen die beiden Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann fest, dass jede fünfte Person zwischen 14 und 29 Jahren in Deutschland Schulden hat. Ein Grund: BNPL-Anbieter. Einer Umfrage von Statista zufolge gaben in der zweiten Jahreshälfte 2022 knapp die Hälfte der Befragten aus der Generation Z an, BNPL-Angebote wie Klarna zu nutzen – mehr als in allen anderen Altersgruppen. Ein Fünftel möchte sich ein Leben ohne diese Angebote nicht mehr vorstellen.
Saskia L. heißt eigentlich anders. In diesem Text möchte sie anonym bleiben, aber ihre Geschichte will sie trotzdem erzählen. Denn sie ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten ist „Klarnaschulden“ zu einem geflügelten Wort auf Social Media geworden. Auf Twitter, Instagram, vor allem auf TikTok.
Es ist ganz schwer für mich, ein Girokonto zu bekommen.
Saskia L.none
Dort überbieten sich junge Menschen mit ihren negativen Kontoständen in der Klarna-App. Das sind mal 3000 Euro, manchmal 5000 oder 30.000 Euro. „Ich wette, niemand kann meine Klarna Schulden toppen“, schreibt ein Nutzer. Eine andere Person scrollt in der Klarna-App durch ihre nicht bezahlten Einkäufe: „heute fällig, morgen fällig, in elf Tagen, in 14, in 27“. Eine andere Nutzerin ist pleite: „POV: komplett broke, erst mal Zahlungsziel verlängern. Man kennt’s, oder?“


Mahnungen im Briefkasten
Zwei Jahre nachdem sie ihre Schrankwand gekauft hat, ist Saskias Briefkasten voll. Sie bekommt Mahnungen von Klarna, Post von Inkasso-Unternehmen, die offene Forderungen eintreiben. Saskia weiß jetzt, dass sie ein Problem hat, und geht zu ihrem Vater. Gemeinsam versuchen sie, die Schulden zu begleichen. Gleichzeitig kauft Saskia weiter ein. Weil sie kaufsüchtig ist – und weil es geht.
Eine Umfrage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen zeigt: Die meisten Menschen nutzen BNPL-Angebote, um Modestücke oder günstige Elektronikartikel zu kaufen. 74 Prozent der Online-Käufe über Raten und mit längerem Zahlungsaufschub liegen unter 200 Euro, knapp ein Drittel sogar unter 50 Euro. Solche Kleinstkredite unter 200 Euro sind keine Verbraucherdarlehen im eigentlichen Sinne und müssen daher nicht die strengen Anforderungen der Kreditvergabe erfüllen. Die Bonität der Schuldner:innen muss von BNPL-Anbietern bei diesen Summen nicht geprüft werden.
Klarna gibt an, „vor jedem Kauf eine umfassende Bonitätsprüfung“ durchzuführen – mithilfe interner Daten und Daten Dritter wie der Schufa, von Boniversum und Arvato. Auf Anfrage teilt Klarna mit: „Wir überprüfen bei jeder Transaktion die Zahlungsfähigkeit unserer Kunden – wenn sie nicht zahlen können, lassen wir sie nicht mehr kaufen.“ Und: „Wir schränken unsere Dienstleistungen ein, wenn Zahlungen ausbleiben, um den Aufbau von Schulden zu verhindern.“
Saskia L. sagt, dass sie weiter mit Klarna bezahlen konnte, obwohl sie dort schon Schulden hatte.


Kein Geld, aber Wünsche
2022 stecken in Saskias Briefkasten auch gelbe Briefe: gerichtliche Mahnverfahren. Saskia muss zum Gerichtsvollzieher, Auskunft über ihr Vermögen geben. „Da muss jetzt jemand draufschauen, der sich auskennt“, denkt Saskia. Sie googelt: „Schuldnerberatung Tübingen“. Drei Tage später sitzt sie im Büro von Heiner Gutbrod. Mit mehr als 30.000 Euro Schulden.

Heiner Gutbrod hilft jungen Menschen, die sich verschuldet haben.
Schuldnerberatungen, die sich auf junge Menschen spezialisiert haben, gibt es in Deutschland nicht oft. In Berlin spricht die Onlineberatung der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung besonders Jugendliche und junge Erwachsene an. In Tübingen ist es Heiner Gutbrod.
Bei den Fällen, die der gelernte Sozialpädagoge begleitet, liegt die Durchschnittsverschuldung bei knapp unter 6000 Euro. „Die Hälfte meiner Ratsuchenden hat unter 4500 Euro Schulden“, sagt Gutbrod, der die Schuldnerberatung Tübingen 2017 aufgebaut hat. „Auch 1000 Euro können unbewältigbar sein.“
Wenn man ihn nach einem typischen Fall fragt, antwortet Gutbrod: „Den verschuldeten Jugendlichen, der für alle spricht, gibt es nicht.“ Es sei vielmehr eine Palette: „Wir haben hier junge Menschen mit niedrigem Bildungsstand, die auch Teilhabe wünschen: Handy, Wohnungseinrichtung, die aber komplett überfordert sind mit der Langfristigkeit der Planung. Wir haben hier junge Geflüchtete, die sich im Gestrüpp der Sozialleistungen verheddern. Und junge Menschen, die leichtfertig mit Geld umgehen, die der Konsumsucht verfallen. Aber auch das absolute Gegenteil: junge Menschen, die gut mit ihrem Geld umgehen, die aber trotzdem Schulden machen, weil es einfach nicht reicht.“
Es gibt dennoch eine Gemeinsamkeit, die sich durch viele Geschichten zieht: „Bei vielen fehlt das familiäre Netzwerk, die soziale Struktur, die dabei hilft, die ersten finanziellen Fehler auszubügeln“, sagt Gutbrod. „Wenn das fehlt, kann das der Einstieg in die Überschuldung sein.“ Gerade junge Leute, die den Umgang mit Geld nicht gelernt haben, bräuchten das Kalkulierbare. Das Gegenteil von „Kauf jetzt, zahl später“.


Klarna wehrt sich
Klarna duzt seine Nutzer:innen und schenkt ihnen das Gefühl, ihre Probleme auch morgen lösen zu können. Beim Kauf erscheint mit einem Klick eine ganze Palette an Zahlungsmöglichkeiten: sofort bezahlen, in 30 Tagen, auf Raten. Auch die lassen sich ganz flexibel einteilen, in sechs, zwölf, 24. Die jeweils anfallenden Zinsen erscheinen im Kleingedruckten. Für Gutbrod ist die Sache klar: „Die jungen Leute glauben immer, sie sind selber schuld. Aber wenn man über Jugendverschuldung spricht, muss man auch über die Anbieterseite sprechen.“


Die Inkasso-Unternehmen sind aggressiver geworden.


Schuldenberater Heiner Gutbrodnone


Klarna wehrt sich gegen den Vorwurf. Vor einem Jahr veröffentlichte das schwedische Unternehmen als Antwort auf den TikTok-Trend „Klarnaschulden“ einen Blogbeitrag mit dem Titel: „Fakten gegen Fiktion: Treibt Klarna Jugendliche tatsächlich in eine Schuldenfalle?“ Ihr Geschäftsmodell beruhe darauf, dass „die Kund*innen uns pünktlich und vollständig bezahlen, im Gegensatz zum Kreditkartengeschäft“. Nur drei Prozent der Klarna-Zahlungen erfolge in Deutschland in Raten, fast die Hälfte der Kund:innen zahle mit Sofortüberweisung. Die andere Hälfte nutze die Zahlungsoption „Pay Later“, also die auf 30 Tage nach dem Kauf geschobene Zahlung. Auch die maximalen Zinssätze für Ratenzahlungen – 14,79 Prozent effektiver Jahreszins bei Klarna, 9,99 bei Paypal – sind in den AGBs der Anbieter einsehbar. Rechtlich gesehen lässt sich ihnen nichts vorwerfen.
Mit einem Fingertippen öffnet sich die Klarna-App. Die Startseite ist ein Shop. Mode, Gaming, Sport. Ausgewählte Deals. Der eigene Kontostand ist auf der App dieses Zahlungsdienstleisters schwieriger zu finden als die neueste Turnschuh-Kollektion.
Zusammen mit Heiner Gutbrod von der Jugendschuldenberatung ist Saskia L. dabei, den Überblick über ihr Geld zurückzugewinnen. Sie schreiben Gläubiger und Inkasso-Büros an, Saskia sei jetzt in der Schuldenberatung und nicht mehr zahlungsfähig. Außerdem ist sie krankgeschrieben, da die Schulden zu einer enormen psychischen Belastung geworden sind. Mit Gutbrod entscheidet sie, Privatinsolvenz anzumelden. Ihre Kaufsucht lässt sie behandeln. Einmal in der psychiatrischen Tagesklinik, zweimal stationär. Trotzdem melden sich Inkasso-Unternehmen bei ihr.
„Die Inkasso-Unternehmen sind aggressiver geworden“, sagt Gutbrod. „Wir haben junge Leute, die bekommen im Zwei-Wochen-Takt Mahnbescheide vom gleichen Gläubiger zu unterschiedlichen Einzelrechnungen.“
Wenn Kunden bei Dienstleistern wie Klarna auf Mahnungen nicht reagieren, wird in der Regel ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet – das kann zu enormen Zusatzkosten für die Betroffenen führen.
Wenn Kunden bei Dienstleistern wie Klarna auf Mahnungen nicht reagieren, wird in der Regel ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet – das kann zu enormen Zusatzkosten für die Betroffenen führen.

Bei Klarna läuft es so: Nach drei Mahnungen beauftragt der Dienstleister ein Inkasso-Unternehmen, in den meisten Fällen ist das Coeo Inkasso. Klarna tritt als Gläubiger auf, Coeo fordert das Geld beim Schuldner – inklusive Inkasso-Kosten. Einmal, zweimal, dreimal, vorgefertigte Standardschreiben. „Wenn jemand dann nicht reagiert, wird es kompliziert“, sagt Gutbrod.
In vielen Fällen, die der Berater bearbeitet hat, schaltet Coeo für den gerichtlichen Mahnprozess eine Rechtsanwältin ein. Das Inkasso-Unternehmen kauft Klarna die Forderung inklusive der Inkasso-Kosten ab und tritt nun als Gläubiger auf. Ob und wann zwischen den beteiligten Parteien welches Geld fließt, ist nicht klar.


Es gibt kein vorgegebenes Ausgabelimit

Vor dem Oberlandesgericht Hamburg wird dieser Tage eine Klage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen zum Inkasso-Gebaren des Unternehmens EOS Investment GmbH verhandelt. Das Inkasso-Unternehmen gehört zur Otto Group und übernimmt offene Forderungen des Onlinehändlers Otto und anderer Unternehmen der Gruppe.
Statt das Geld einzutreiben, beauftragt die EOS Investment GmbH aber das Schwesterunternehmen EOS Deutscher Inkasso-Dienst GmbH, das ebenfalls zur Otto Group gehört. Die daraus entstehenden Inkasso-Kosten werden den Schuldnern in Rechnung gestellt. Laut Verbraucherzentrale Bundesverband werden dadurch künstliche Kosten erzeugt: Es könne nicht sein, dass eine Konzernschwester die andere beauftrage und dafür beim Verbraucher Kosten geltend mache.
Wenn Gutbrod auf die vergangenen Jahre schaut, resigniert er: „Ich habe heute häufiger als noch vor neun Jahren junge Leute vor mir, die quasi ‚Shopping-Raubzüge‘ angestellt haben. Die gemerkt haben: Da gibt es kein Limit, dann teste ich das mal. Bei den meisten baut es sich aber auf wie Dominosteine. Eine Kaufentscheidung nach der anderen. Bis das Fass überläuft.“
Schuldnerberater Heiner Gutbrod hat es „heute häufiger als noch vor neun Jahren“ mit jungen Leute zu tun, „die quasi ‚Shopping-Raubzüge‘ angestellt haben“.
Schuldnerberater Heiner Gutbrod hat es „heute häufiger als noch vor neun Jahren“ mit jungen Leute zu tun, „die quasi ‚Shopping-Raubzüge‘ angestellt haben“.

Bei Klarna gibt es kein vorgegebenes Ausgabelimit. Das schreibt das Unternehmen selbst auf seiner Webseite: „Stattdessen wird bei jeder Zahlung mit Klarna eine neue automatische Genehmigungsentscheidung über die Höhe des für dich zur Verfügung stehenden Betrags getroffen.“ „Warum schaut der Staat dabei zu?“, fragt sich Gutbrod.


Die Politik reagiert langsam

Die Aufmerksamkeit und der gesellschaftliche Druck der „Klarnaschulden“ ist nicht ohne Folgen geblieben. Vor etwa einem Jahr hat Klarna die sogenannten revolvierenden Kredite abgeschafft. Das sind Kredite, bei denen es kein Enddatum für die Fälligkeit der Beträge gibt. Ratenzahlungen können also nicht mehr unbegrenzt aufgeschoben werden.
Zudem hat die Politik BNPL-Anbieter ins Visier genommen: Im vergangenen Dezember haben sich Europäischer Rat und Parlament auf einen besseren Verbraucherschutz bei der Beantragung von Krediten geeinigt. Die alte Verbraucherkreditrichtlinie von 2008 soll so aktualisiert werden, dass auch bei Kleinstkrediten unter 200 Euro, mit kurzer Laufzeit oder aufgeschobener Zahlung die Bonität immer geprüft werden muss. Junge Menschen mit geringem Einkommen soll das vor der Überschuldung schützen.
Heiner Gutbrod ist zwiegespalten. Natürlich sei es gut, wenn Leute dadurch weniger Dinge kaufen könnten, die sie nicht wirklich brauchen. Gleichzeitig gebe es Menschen mit wenig Kreditwürdigkeit, die kurzfristig Geld benötigen. „Wenn wir die Verbraucherkreditrichtlinie jetzt so ändern, dass niemand mehr Geld bekommt, der keine sattelfeste Bonität hat, dann schnüren wir denen die Luft ab.“

Saskia L. ist heute 25 Jahre alt. Sie lebt nicht mehr in Tübingen, ist umgezogen in eine kleine Gemeinde im Schwarzwald. Sie ist wieder arbeitsfähig und auf der Suche nach einem Job. „Die Sucht ist und bleibt ein Risiko“, sagt sie. „Ich habe mir selbst Limits gesetzt. Es wird immer gleich bezahlt.“
Mit den Folgen ihrer Schulden wird Saskia noch lange leben müssen. Die nicht bedienten Kredite und Mahnverfahren haben Schufa-Einträge hinterlassen. „Es ist ganz schwer für mich, ein Girokonto zu bekommen“, sagt sie. Handyvertrag, Internetvertrag, Mietvertrag – immer gibt es Probleme.




 

Verbraucherschützer warnen vor Klarna: Kostenfalle Bezahldienst

 

 

13.05.2022 - 10:12 Uhr

 


 

Auf der Website und beim Kundenservice wirkt Zahlungsdienstleister Klarna wie das freundlichste Unternehmen der Welt. Kauf auf Rechnung? Kein Problem dank Klarna! Doch für Verbraucherschützer klingt das wie Hohn. Denn das ach so freundliche Unternehmen löst auch jede Menge Frust aus. BILD blickt mit Experten hinter die Kulissen der angeblich so heilen Zahlungswelt. Wer nicht aufpasst, gerät leicht in einen Strudel aus Mahngebühren und Schulden.
Karolina Wojtal, Vize-Chefin des Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ), hat sich intensiv mit Klarna befasst. Es gibt jede Menge Beschwerden von Kunden.
Vorwurf 1:
Wenn sich die Warenlieferung verzögert, erhält der Klarna-Kunde bereits eine Rechnung. Wie bei BILD-Leser Horst Edelmeier: „Der Lieferant teilte mir mit, dass er erst mit 14 Tagen Verzögerung liefern könne, was er dann auch getan hat. Ich habe die Rechnung an Klarna dann auch erst genau mit 14 Tagen Verspätung bezahlt. Und prompt kam eine Zinsrechnung und Mahnung von Klarna wegen verspäteter Zahlung.“
Verbraucherschützerin Wojtal rät: „Hier sollte nicht gezahlt werden, bevor die Ware da ist.“ Aber: Der Zahlungsdienstleiter muss auch informiert werden, damit dieser die Zahlung pausieren kann. Wer weiß das schon?
Klarna sagt dazu: „Seit März haben unsere Kund*innen beim Kauf auf Rechnung 30 Tage Zeit, um ihre Einkäufe zu bezahlen. Dieser konkrete Fall scheint sich auf die Zeit davor zu beziehen, als das Zahlungsziel beim Kauf auf Rechnung noch 14 Tage betrug. Probleme mit der Lieferung können in der App und in der Browserversion gemeldet werden. Zahlungen werden dann sofort pausiert. Wir erheben lediglich eine Mahngebühr von 1,20 Euro – den niedrigsten Satz der Branche. Seit März verschickt Klarna zudem auch noch nach dem Verstreichen des Zahlungsziels von 30 Tagen kostenlose Zahlungserinnerungen.“
Vorwurf 2: Mahnung trotz Zahlung
BILD-Leserin Ursula Mathies: „Ich habe ein Inkassoverfahren am Hals. Nach Eingang der Zahlung habe ich jeweils eine Bestätigung von Klarna per Mail und Brief bekommen. Zugleich habe ich eine Mahnung erhalten.“
Vorwurf 3: Der Käuferschutz ist löcherig
Klarna verspricht Kunden: „Wir halten dir den Rücken frei. Auch wenn wir dich dabei unterstützen, den Verbleib deiner Ware zu ermitteln und bereits getätigte Zahlungen erstatten, hast auch du als Käufer die Möglichkeit, Zahlungen erst dann zu tätigen, wenn du die Ware tatsächlich erhalten hast.“
Problem: Der Begriff Käuferschutz ist nicht gesetzlich festgelegt, jeder Anbieter versteht darunter etwas anderes.
Die Verbraucherschützerin: „Dabei suggeriert der Begriff Käuferschutz einen umfassenden Schutz. Es muss jedoch klar sein, dass dieser Schutz nur in ganz bestimmten Situationen greift, zum Beispiel, wenn die Ware nicht ankommt oder stark von der Beschreibung abweicht.“
Klarna sagt dazu: „Unsere Kund*innen müssen nichts bezahlen, was sie nicht erhalten oder zurückgeschickt haben. Die einzigen Einkäufe, die der Käuferschutz nicht abdeckt, sind solche, die einer Bargeldsumme entsprechen.“
Jedoch klappt da nicht alles reibungslos, wie dieser Fall beweist: BILD-Leser Udo Adelmeier (66) aus Reinfeld bei Lübeck (Schleswig-Holstein) geriet in die Klarna-Falle, hatte zehn Monate nur Ärger.
Ein typischer Fall laut EVZ: Die bestellte Säge wurde, entgegen der Beschreibung, ohne Zubehör und Akku geliefert. Verbraucherschützerin Wojtal: „Als der Antrag auf Käuferschutz gestellt wurde, sollte der Verbraucher weitere Beweise für sein Anliegen liefern. Dafür wurde ihm eine Frist von drei Tagen gesetzt, die anschließend ohne Vorwarnung auf 140 Minuten verkürzt wurde. Außerdem sind bestimmte Produkte von vornherein vom Käuferschutz ausgenommen.“
Vorwurf 4: Kundenservice nicht immer zufriedenstellend erreichbar
Zunächst kriegen Nutzer nichtssagende, aber sehr nette Hinweise und automatisierte Antworten. Bis Klarna endlich aktiv wird, müssen einige Schleifen dreht werden. Wojtal: „Die Kommunikation ist oft nur über das Nutzerkonto möglich oder die App.“
Sparfochs-Urteil: Besser nicht auf Rechnung mit Klarna zahlen. Läuft alles reibungslos beim Kauf, ist das zwar eine gute Lösung. Aber zu leicht kommt es bei Online-Käufen zu Problemen – und dann müssen Sie sich mit dem Verkäufer UND Klarna herumschlagen.
Was haben Sie mit Klarna erlebt? Schreiben Sie an sparfochs@bild.de


 

 

 

 

 
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